Welcher Hund passt zu mir?

Vor einiger Zeit waren wir mit der Hoviline auf einer Familienfeier. Die  Schwägerin schwärmt mir vor von einem schönen Jagdhund, Deutsch Drahthaar: „So einen will ich.“ Und im gleichen Atemzug: „Achtest du darauf, dass dein Hund mir nicht zu nah kommt und meine weiße Hose schmutzig macht?!“ Jupp, mach ich.
Ein mir entfernt bekannter Landwirt meinte, er brauche einen Hund, der ihm nachts Bescheid gibt, wenn mit den Kühen im Stall etwas nicht stimmt. Ein Hovawart wär zu teuer. Das ist vielleicht ganz gut so.

Überhaupt ist die Frage der für den Zweck richtigen Hunderasse viel zu rasch mit der nach der richtigen Optik beantwortet. Haart er? Bellt sie? Braucht er Auslauf, mentale Auslastung?

Da können wir doch ein bisschen weiter helfen. Der Ball werfende Besitzer hat eine recht große Auswahl. Jeder Hütehund wird das Flugobjekt immer wieder bringen, eventuell fiepend vor der ausgebeulten Jackentasche warten, bis endlich… Eine Beziehung zum Hund lässt sich weitgehend vermeiden. Weiterer Pluspunkt könnte sein, dass man mit dem Geschoss an jedem anderen Hund vorbei kommt, solange der Fremde nicht meint, die Beute auch haben zu wollen. Oder gar eine hündische Spielaufforderung startet. Im Übrigen gibt es welche mit blauen Augen und dreifarbigem Fell, schön flauschig. Und auch in der Zwergen-Version: Wie eine Züchterin von Mini-Aussies auf ihrer Homepage sinngemäß schrieb: Da kann man auch auf kleinem Raum Mehrhundehaltung betreiben.

Die großen Augen. Rund, griffig, knuddelig, stupsnasig. Die Anzahl der von Tierärzten als brachycephal bezeichneten Hunde hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Der Kopf ist so kurz, dass die meisten Zähne in vorderster Reihe stehen, die Augenhöhlen flach sind und die Zunge nicht ins Maul passt. Die Tierchen röcheln niedlich vor sich hin und brauchen im Sommer nicht allzu viel Bewegung. Das Fell ist glatt, kurz und ohne Unterwolle, da passen viele Jäckchen drum und drauf. Der Mops hat um den Nacken zusätzlich ordentlich Speck, das erleichtert den Zugriff und ist rassetypisch. Mimik braucht der Hund nicht, sonst hätte er ja welche. Der französischen Bulldogge wird die Rute nicht abgeschnitten, das wäre ja tierschutzrelevant. Nein, bei dieser Rasse ist sie auf ein Stummelchen zurück gezüchtet, hat man mir erklärt.

Gibt ja nicht nur Rassehunde. Die aus dem Tierschutz, gerne dem europäischen Ausland sind auch unterwegs. Es ist erstaunlich, wie gut die Hunde sozialisiert sind, nachdem sie in Griechenland auf der Straße gelebt haben oder in Rumänien aus einer überfüllten Einzimmerwohnung gerettet wurden. Frei laufen können sie genauso gut wie alle anderen im Naturschutzgebiet. Die Frau von der Pflegestelle zumindest findet, dass alle Züchter nicht weiter vermehren müssen. Es gibt genug Hunde. Dass nicht alle Hunde glücklich sind, gerettet worden zu sein, jegliche Zeitfenster zur Prägung sich schon wieder geschlossen haben… gut ist nur, wer Gutes tut.

Was mich wirklich traurig stimmt, ist ein Labrador, den ich jeden Morgen an der gleichen Stelle der Hundewiese treffe. Um 8.20 Uhr. Er geht vor, Frauchen 50, 100 m hinterher. Dann ist da noch eine weiße, deutlich übergewichtige Schäferhündin mit Frau auf Rollator und mit reichlich Leckerli. Die weiße Hündin soll sich neben den Rollator legen. 300 m waren es von der Haustür. Wenn ich später komme als die beiden Frauen und ihre Hunde und es zulasse, dann saugt die Hoviline die Reste ein und spart sich das Frühstück. Aber das ist ein anderes Thema.
Der Labrador holt das Bällchen. Es wird mittels Armverlängerung wieder geworfen, er galoppiert wieder los. Jeden Tag, 20 min lang, immer in die gleiche Richtung. Und der Retriever tut, was er tun muss. Er holt. Das Bällchen. Gott ergeben. Die Besitzerin plaudert und wirft.

Wenn Sie das gut finden, dann tun sie mir und allen Hunden jeglicher Couleur einen Gefallen und passen Sie gut auf ihre weiße Hose auf. Oder gehen Sie golfen. Da hat es auch Bälle.