Warm up cool down

- Seminar mit Mirjam Knauer bei den Hovawartfreunden in Reesdorf
Wenn die Seminarleiterin ihre Vorstellung damit startet, die sportlichen Leistungen ihrer Hunde - IGP3, Canicross, Bikejöring, Dog diving, also Weitsprung ins Wasser mit Anlauf - herunter zu rattern und ihre Malinois als nervenstarke Anschauungs- und Anfassobjekte zur Verfügung stehen, dann ist Mirjam Knauer von „Praxispfote“ eingeladen. Und es ist nur schade, dass die vielseitige Human- und Tierphysiotherapeutin, die das deutsche Team bei der IPG-WM der Malinois (FMBB) und FCI betreut, keine Hovawarte führt. Mirjam war also bei den Hovawartfreunden Schleswig-Holstein in Reesdorf zum „Warm up und Cool down“ eingeladen und zog durch. In zwei straff organisierten Tagen voll interessanter Anregungen für acht Teilnehmer mit und acht ohne Hund wechselten Theorie anhand von Power Point-Präsentation, Filmen und Bewegungsstudien mit live Vorführungen ihrer eigenen Hunde und do-it-yourself-Anleitung an den Hunden der Teilnehmer.

Hier sind meine persönlichen Highlights: Also raus aus dem Auto - rein ins Auto ist nicht mehr, egal, ob der Hund dann noch über das Training nachdenkt oder nicht. Je nach Wetter und Verfassung des Hundes wird jetzt ca. 10 Minuten im zügigen Trab warm gelaufen. Wohl dem, der Jogger ist, alle anderen müssen longieren lernen oder ein Klapprad dabei haben. Es folgen aktive Dehnübungen: Kreiseln, Slalom durch die Beine und Achten, hohes Pfote geben, Rückwärts gehen und verbeugen, Halswirbelsäule und Brustwirbelsäule nach beiden Seiten dehnen. Da brauch ich noch einen Spickzettel und einige Übung. Es folgt drittens ein kurzer Abschnitt sportspezifisches Aufwärmen, bei Agility etwa wären das ein, zwei niedrige Sprünge oder bei Obedience einmal recht langsamer Apport auf kurze Strecke, und dann bin ich, wenn der Hund in Bewegung bleibt, in der nächsten halben Stunde für alles gerüstet. Wenn der Hund dann wieder lange warten muss, muss ich noch mal aufwärmen. Das gezeigte ist sicher nicht das einzige mögliche Übungsset, aber ich fand es ganz praktisch, denn bis auf Pfote geben können meine Hoviline und ich das meiste. Manchmal machen Tricks wie „High five“ eben doch Sinn. „Männchen“ und „Hasi“ hingegen sind ersatzlos gestrichen, das vermeintliche Rückentraining ist eine hohe Belastung für die anatomische Schwachstelle unterer Rücken- Übergang zum Becken. Mirjam zeigt das alles so zackig, dass ich mich frage, wo der Aufwand sein soll, und warum ich das nicht schon immer mache.

Ach ja, es gibt drei Muskelschichten. Die oberste, die in der Mucki-Bude hoffentlich eindrucksvoll aussieht, ist für Beschleunigung, die mittlere für Ausdauer. Radfahren kräftigt die mittlere, für den Sprint und Sprünge braucht der Hund aber die obere. Die unterste Muskelschicht ist besonders wichtig als Schutz vor Verletzungen. Von außen sehen kann man die gar nicht.

Es gab noch eine Reihe anderer Übungen für die Wirbelsäule stabilisierende Muskulatur mit Luftkissen in Form einer großen Erdnuss oder Donut, auf denen Koordination und Gleichgewicht trainiert werden. Den Mittelteil, die eigentliche Arbeit auf dem Hundeplatz, überspringe ich und gehe über zum aktiven Entspannen.

Cool down: Vom Platz runter rennen, hab vergessen wieso, aber beim großen Hund sind das noch mal 50-100 m. Danach an kurzer Leine "ausgehen", so 10 min lang, dann sollte auch die Hechelfrequenz wieder runter sein. Es werden dann noch Atemübungen für den Hund gezeigt, die ihm helfen, in die Entlastung zu kommen. Die Picknickdecke kommt zum Einsatz. Dann erst ist Pause für mich.

All das ist nicht nur sinnvoll für den großen Sport, sondern wird nachvollziehbar bei jeder über den schlurfigen Gassigang hinausgehenden Belastung empfohlen. Auch Bällchen werfen, Frisbee spielen, Rennen und Rempeln auf der Hundewiese mit Kaltstart ist unschlau.

Aber ich kann allenfalls anfüttern, selbst mal so ein Seminar zu besuchen. Muskelaufbau, Massage, Atemtherapie, auf Zeichen von kleinen Verletzungen achten, lange bevor der Endpunkt “Lahmheit“ erreicht ist… Vielen Dank an Miri, die sich mit bandagiertem Knöchel und ihrem Verlobten als Fahrer  auf den weiten Weg zu uns gemacht hat, und der wir auch weiterhin Fragen stellen dürfen, es war ganz große Klasse! Der Kaffeekonsum auf dem Platz wird einbrechen, weil wir die Komfortzone gar nicht mehr erreichen, bevor der Hund nicht wohl versorgt ist. Und wenn ich ab heute jogge, werde ich vielleicht sogar noch selber fit.