Achtung, hier spricht Rütter!

Deutschlands Hundetrainer hat einen Podcast. Und da gab es im Dezember 2022 ein Rasseportrait vom Hovawart, Dauer vielleicht fünf Minuten. Wer süchtig ist nach unseren tollen Hunden, der hat sich auch das angehört. Wie ein guter Hovawart ist auch Herr Rütter für eine Überraschung gut. Klare Empfehlung ist: Stay away from Hovawart! Niemand sollte sich „so einen Hund“ antun, wer braucht denn eine durchgeknallte Bei-Anblick-Angriff-Maschine, die "Leute an die Wand nagelt" und völlig aus der Zeit gefallen ist?

Nur 30 alltagstaugliche Hunde dieser Rasse bundesweit, so schätzt Herr Rütter, gebe es. Ich zähle mal durch im Bekanntenkreis, ein-zwei-drei-vier…, oh je, alle wohnen sie in Schleswig-Holstein. Da sind ja alle Hovawartbesitzer südlich von Kiel recht arm dran mit ihren asozialen Tölen.

Wer so einen Hund braucht? Also, mein Mann und ich brauchen sogar zwei für unseren aktiven Alltag. Und nein, Leute, die selbst mit einem frisch aufgeladenen Duracell-Häschen überfordert sind, die brauchen keinen Hovawart. Die brauchen überhaupt keinen Hund.

Ein Hund, der nicht mit jedem anderen Hund auf der Wiese gut Freund ist und sich nicht von Hans und Franz durchwuscheln lässt, der ist nicht bekloppt, sondern normal sozial kompetent und bei Verstand. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich lasse mich auch nicht an der Bushaltestelle von wildfremden Menschen umarmen und herzen.
Ein Hovawart braucht eine vernünftige Prägung, Habituation und Erziehung sowie eine sinnhafte Aufgabe im Leben? Verdammt noch mal, das ist etwas, worauf jeder Hund einen Anspruch hat. Muss man das als exotisch heraus stellen? Menschen brauchen das übrigens auch.

Hätten Sie nicht geäußert, dass Sie alle Reaktionen von Hovawartfans sofort und ungelesen durch den Schredder jagen werden – vielleicht könnte eine Einladung, nach 20 Jahren zum zweiten Mal im Leben eine Zuchttauglichkeitsprüfung zu besuchen, Sie verleiten, Ihre Äußerungen zu revidieren?
Klar werden unsere Hunde in den verschiedenen Situationen gestresst, um sich der Belastbarkeit ihres Nervenkostüms zu versichern. Eine hohe Reizschwelle gehört genau wie das mittlere Temperament zum Rassestandard des Hovawarts.

Das Problem sind nicht unsere Hunde, Herr Rütter. Sie werden das nicht lesen, das haben sie schon kundgetan. „Ich habe eine Meinung, bitte belästigen Sie mich nicht mit Tatsachen“, - keine Ahnung, woher das Zitat stammt.

Das Problem ist Trägheit, und die Dummheit, Hunde mit Kuscheltieren zu verwechseln. Hunde waren bis vor wenigen Jahrzehnten nie unnütze Fresser. Hovawarte, Magyar Viszla, Border Collies, Terrier jeglicher Couleur, sie waren immer Arbeitshunde. Sie sind Spezialisten, die nun tatenlos mit unserer verrückten Welt zurechtkommen sollen oder aber mit Glück beim richtigen Menschen ihren Platz finden.

Wer in seinem Podcast Schutzdienst als „das mit dem Beißen“ mit dem Hundesport Obedience vermischt und Fellfarben mit Charaktereigenschaften assoziiert – wissen Sie was? Ich rege mich ab jetzt nicht mehr darüber auf. Ich als Hundehalterin, und Sie als Hundetrainer der Unterhaltungsbranche, wir kommen nicht zusammen. Und einen Hovawart aus unserem B-Wurf bekämen Sie nicht mal, wenn Sie auf Knien bis vor unsere Haustür rutschten.
Stay away from Hovawart – was Sie betrifft, sind wir uns da ganz einig.