Das Kreuz mit den Borrelien und die Lyme-Erkrankung

 

Borrelien sind Bakterien, die beim Blick durchs Mikroskop an Spiralnudeln erinnern. Überträger der Borreliose ist der Gemeine Holzbock - gemein heißt diese Zeckenart deshalb, weil er all-gemein vorkommt. Und in bis zu 30% bringt der Gemeine Holzbock die unerwünschten Borrelien mit.

 

Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke führt zu einer Infektion mit Borrelien – und schon gar nicht sofort. Die Biester müssen schon 50 Stunden lang saugen, damit die Borrelien über den Zeckenspeichel in den Hund wandern können.

 

In einer Studie mit knapp 180 gesunden Hunden wurden bei 9 % der Tiere Antikörper gegen Borrelien nachgewiesen. Ein solcher Bluttest ist also nur ein Hinweis, dass der Hund in seinem bisherigen Leben mit dem Erreger Kontakt hatte.  Fast jeden zehnten Hund trifft es - so ganz selten ist es eben nicht.

 

Die allermeisten Hunde, die von einer mit Borrelien infizierten Zecke gebissen werden, entwickeln keine Symptome. Das tun nur 5%.
Aber: Eine Borreliose, wenn sie denn auftritt, ist eine schwerwiegende Erkrankung. Beim Hund finden sich Symptome wie Fieber, Mattigkeit, akute oder wiederkehrende Lahmheit, geschwollene Gelenke und Lymphknoten, manchmal auch starker Gewichtsverlust.
 Das klingt recht allgemein und ungenau und ist es auch.
Sommerhitze und Scheinträchtigkeit, sich mal vertreten haben, Magenverstimmung … Es gibt doch hundert gute Gründe, matt zu sein oder mal zu humpeln oder sich elend zu fühlen, oder?

 

Fieber könnte man noch selbst messen, das passt immer und ist schnell getan. Aber wer von uns Hundehaltern würde geschwollene Gelenke erkennen oder rasch mal alle Lymphknoten abtasten können?

 

Ein schlapper kranker, fiebernder Hund gehört – wie könnte es anders sein – in die Hände eines Tierarztes. Neben der körperlichen Untersuchung und einer breiter gefächerten Blutentnahme inklusive Antikörper-Test wird bei den beschriebenen Symptomen auch der Urin untersucht.
Denn eines brennt tatsächlich unter den Nägeln: eine Borrelieninfektion kann bei 1-2% der erkrankten Hunde eine Entzündung des Nierengewebes verursachen. Die tut nicht weh, sorgt aber für Eiweiß und Blut im Urin. Die Filterleistung der Nieren nimmt ab. Es kommt zu Wassereinlagerungen im Körper, Atemnot, Thromboseneigung … Spätestens da wird es gefährlich für Ihren Hund.

 

Weitere mögliche Spätfolgen einer unbehandelten Borreliose sind neben der eingeschränkten Nierenfunktion chronische Lahmheiten und eine Entzündung des Herzmuskels mit nachfolgender Herzschwäche. All das verschwindet bei zu später Behandlung nicht mehr. Man kann nur noch die Folgen behandeln, und der Hund muss damit leben.

 

Die Therapie? Es braucht ein Antibiotikum! Nach drei Tagen muss es dem Hund besser gehen. Die antibiotische Behandlung muss zwingend über mindestens vier Wochen durchgehalten werden. Auch ohne schwere Komplikationen wie Nierenversagen gilt: Wenn der Hund an einer Borreliose erkrankt, dann hilft kein Hokuspokus mit Eigenblutbehandlung oder Schüssler-Salzen oder Kräutern. Ob dazu noch Kurkuma, Ingwer oder Omega-3-Öle gefüttert werden, wie man es bei Dr. Google nachlesen kann, das ist absolut nachrangig.
Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können hilfreich sein.
Eine Impfung gegen Borreliose wird nach wie vor nicht empfohlen.

 

Die gute Nachricht kommt zum Schluss:
Die Nutzung einer effizienten Zeckenabwehr ab 7 Grad Außentemperatur und das tägliche Absuchen unserer Hunde von Kopf bis Rute (für die, die exzellente Augen haben, einen blonden Hovawart führen und auch an die Zehenzwischenräume denken) sind die sichersten Mittel, dem Hund das Elend einer solchen Erkrankung zu ersparen.

 

Zu guter Letzt bedak ich mich sehr bei Dr. med. vet. Heike Trombach, dass sie mich beim Verfassen des Textes unterstützt hat.

 

 

 

Quellen: https://www.esccap.de/borreliose-beim-hund-was-sie-darueber-wissen-sollten/
https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/tiere/tiergesundheit/zoonosen/borrelien-vorsicht-vor-zecken-gilt-fuer-mensch-und-tier-73187.html
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Borreliose/Borreliose.html
https://vetgirlontherun.com/de/podcasts/lyme-nephritis-state-of-the-art-review-vetgirl-veterinary-continuing-education-podcasts/