Shake it baby oder: die Hüften

Die Bereitwilligkeit, den eigenen Hund zum Ausschluss einer Hüftdysplasie röntgen zu lassen, lässt nach, sagt die Buschtrommel. Mögliche Gründe für die fehlenden Enthusiasmus der Hundehalter könnten sein: Erstens sind die Hovawarte bezüglich ihrer Hüftgelenke insgesamt gut davor, zweitens kostet es Geld und Zeit, drittens wollt ich eh´ nicht in den Sport. Und viertens gibt es ein Narkoserisiko. Immer.

 

Ach, wäre es nicht schön, wenn immer so zum Wohl des Hundes entschieden würde? Keine Kastrationen mehr zur Verhaltenskorrektur des unerzogenen Pubertisten oder um dem Nervkram von sexuellen Interessen des Vierbeiners zu entgehen? Und das Blutgetropfe erst! Diese saubere Lösung ist vielen eine Narkose und einige hundert Euro wert. Ich schweife ab. Was also spricht gegen das Röntgen eines gesunden jungen Hundes?

 

Zu den gesundheitlichen Risiken fragt man am besten den eigenen Tierarzt oder googelt sich ein bisschen durch. Im Blog von Tierarzt Herrn Rückert ist genau aufgelistet, was gute von schlechten Narkosen unterscheidet: außer dem Preis durch höheren personellen und maschinellen Aufwand. Und da wir alle Kunden sind, lohnt es sich vorher zu fragen, wieviel Sorgfalt Ihr Tierarzt aufbringt. Vom Handwerker holen Sie hoffentlich auch ein Angebot ein. Und außerdem ist es eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob der aktuelle Tierarzt tatsächlich nach Ihrem Geschmack ist.

 

Wie dramatisch ist so eine Röntgenuntersuchung? Gar nicht. Sie ist unspektakulär. Ich nehme Hund und Formulare des Zuchtvereins mit zum Tierarzt meines Vertrauens, der das nicht zum ersten Mal macht. Der Hund ist nüchtern, bekommt (während ich ihn halte) über eine Verweilkanüle am Vorderlauf ein Medikament für eine Kurznarkose gespritzt, „schläft ein“ und wird ohne mich nach Vorschrift gelagert, um eine aussagekräftige Röntgenaufnahme zu erhalten. Fünf Minuten später darf ich wieder zu meinem Hund, der ein Gegenmittel bekommt, aufwacht und noch deutlich dösig zurück ins Auto gebracht wird. Der Rest des Tages verläuft ruhig, der nächste wieder normal. Etwa 6-8 Wochen später wird dem Zuchtverein und mir das Ergebnis des Gutachters mitgeteilt. Um 150 Euro kostet das Röntgen, die Auswertung des Befundes zahlt der Zuchtverein. Das war das mit dem Ablauf und dem Geld. Schick ist es, wenn der Übergang von Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein drauf ist, um eventuelle angeborene Übergangsstörungen (ja, die heißen so) auszuschließen. Beim nächsten Hund werde ich darauf achten. Die Ellbogen würde ich persönlich nicht röntgen lassen. Nur ein Drittel der sog. OCD werden im Röntgen gesehen und ein MRT ist mir eine Nummer zu groß und zu teuer, das hebe ich mir für echte Anlässe auf.

 

Das mit dem Sport … Große Hunde haben große Knochen und ein hohes Körpergewicht, auch wenn sie schlank sind. Den kleinen 7 kg leichten Wi-Wa-Wuschel meiner Freundin muss man nicht röntgen lassen. Aber ich wollte halt einen richtigen Hund, der auf den 1,80 m hohen Bunker am Strand hopsen kann und dann: „Oh, da sollte ich nicht drauf mit 7 Monaten? T`schuldigung.“ wieder runter auf den Kiesstrand springt und weiter donnert. Geplant hatte ich diese Aktion nicht. Lassen Sie es halt bleiben mit dem Gesundheits-TÜV, wenn Sie meinen, dass Ihr Hovawart so was nicht macht, keine gesunden Knochen braucht und Sie niemals was Lustiges mit dem Hund machen wollen und auch ganz auf das Bällchen werfen verzichten. Ich bin ganz froh zu wissen, dass meine Hoviline gesunde Hüften hat und ich weder beim Obedience noch beim Agility Bedenken haben muss.

 

Die guten Hüften. Damit die Hüften der Hovawarte gut sind, gab es bereits vor Jahrzehnten eine straffe Auslese. Aber: Die Verpaarung zweier A1-Hüften - Hunde macht leider nicht automatisch alles gut für die nächsten 100 Jahre, so schlicht funktionieren polygene Erbgänge nun mal nicht. Damit die Hüften gut bleiben, wird weiterhin kontrolliert. Deckrüden, deren Nachkommen nicht zu 70% geröntgt werden und auf Schau oder Nachzuchtbeurteilung vorgestellt werden, kommen nicht mehr zum Einsatz. Für die weitere Zucht müssen auch die Nachkommen der Zuchthündin eine Röntgenquote erfüllen (je nach VDH-Verein von 50-70%) sonst dürfen keine weiteren Würfe mehr fallen. Punkt. Wer also Hovawarte haben will, auch in 10 Jahren, der tut gut daran, heute für Qualität zu sorgen bzw. diese nachzuweisen. Mit Verdachtsmomenten und Annahmen wie: „Wird schon alles gut sein.“ geben sich die im VDH organisierten Zuchtvereine nicht zufrieden. Im Übrigen ist das auch der Grund für die Vereinsmitgliedschaft. Gute Hundezucht gibt es nur, weil es Hundeverrückte und erfahrene Hundeleute gibt, die sich engagieren, sei es in der Erziehung der jungen Wilden, der Ausbildung oder in der Beratung und Schulung neuer Züchter, Überwachung der Aufzuchtbedingungen, Durchführung von Mentaltests, Einhaltung des Rassestandards. Kleiner Schlenker: Wer das für unwichtig hält, darf sich gerne nach der Reizschwelle der beliebten bunten Hütehunde aus Down under erkundigen – oder im Eigenversuch eine Autotür laut schließen.

 

Mit dem Kauf eines Hovawartwelpen aus dem VDH ist die Wahl getroffen zwischen der „Geiz ist geil“ –Mentalität und der Verantwortung für ein Lebewesen, auch über den eigenen kleinen Buttscher hinaus. Und wissen Sie was: Das schaffen Sie!