Am besten
... kann ich ja mit Patzern um.
Wenn ich mich im Agility-Vereinsturnier erst einmal verlaufen habe und die Richterin resigniert abdreht, dann war es eine Dis (-Qualifikation). Der Drops ist gelutscht, der Keks gegessen, und mir
kann nichts mehr passieren. Danach flutscht es - und auch auf dem Hundeplatz, wenn ich vergesse, dass mir jemand zuschauen könnte. Mal im Ernst, da guckt ja auch keiner zu. Die Kollegen haben
genug am eigenen Hund zu gucken.
Denk ich mal.
„Sind Sie das nicht mit der grünen Jacke, die mit ihrem Hund neulich am Strand trainiert hat?“ Ja, da können wir ziemlich viel, die Hoviline und ich. Es ist natürlich Freestyle. Nach dem Aufwärmen sprintet die Hoviline um Papierkörbe, Felsbrocken oder Bänke statt um Pylone. Ziel ist das, was ich anschaue. Wenn ein Labrador zum Spielen geschickt wird, weil die Hoviline ja frei läuft und unbedingt „Guten Tag“ sagen soll und ich meine Nachbarn leider nicht erziehen kann, dann gebe ich sie frei und sie motzt den Störenfried kurz an: Mein Quadrat, mein Apportel, mein Frauli, mein Spaß. So, das wäre geklärt, und weiter geht es. Überhaupt, das Quadrat – wenn ich den Rucksack mit dem Equipment aufsetze, dann freut sich mein Hund ab der Haustür wie ein Schneekönig. Ein bisschen hab ich getüftelt, wie wir es hinkriegen, dass die Hoviline nicht den zuletzt aufgestellten Mini-Kegel ansteuert, aber seit ich erst aufbaue, dann aufwärme und noch ein, zwei Übungen zwischen schalte, funktioniert auch das.
Und dann … haben wir gemeldet, eine offizielle DVG-Prüfung nach zwei Probeläufen, bei denen wir noch nicht mal alle Übungen sicher konnten. Aber wann klappt schon immer alles zu 100% und eine Trainingspartnerin meint, ich solle mich vielleicht nicht mit Susanne vergleichen, die ja schließlich Obedience in Klasse 3 läuft, bereits den dritten Hund hervorragend ausgebildet hat…
Nach der Anmeldung haben wir kaum noch auf dem Hundeplatz geübt. Mein Mann findet das nicht überraschend, warum eigentlich? Irgendwie passt es nie, stürmischer Platzregen, Turniervorbereitungsputzen statt Training, oder wichtige Arzttermine. Die Hoviline ist immer noch scheinträchtig und bewegt ihren Bauch und den Rest nur vorsichtig und in Zeitlupe. OMG, hoffentlich geht das rechtzeitig vorbei. Schön wäre, wenn sie weiterhin das Bellen sein lassen könnte. Und wie bringe ich meinen Hund genau passend an den Start? Darüber hab ich mir viel zu wenig Gedanken gemacht. Es gibt hundert Gründe, warum es richtig sch… laufen könnte, und alle fallen sie mir ein.
Was hilft?
Die Überzeugung von Inga und Sabrina, dass wir ein gutes Team sind. Und das sollen wir zeigen. Okay, das stimmt, mein Hund ist toll.
Ich lese mir noch einmal den Ablauf der Prüfung durch und nehme mir vor, die jeweils nächste Aufgabe mir und dem Hund anzusagen. So macht es Susanne, die sich vorher auch alle Schritte
detailliert aufschreibt.
Ali erinnert mich an das entspannte Feld, das nicht nur Aliki befähigt, auch auf dem Münchner Stachus mit ihrem Hund zu spielen. Check. Entspanntes Feld haben wir regelmäßig am Strand, mit oder
ohne Gesellschaft. Störungen konnten wir ausreichend üben.
Als sich mir bekannte Zuschauer ankündigen, da wird mir noch mal schwach. Statt mich abzumelden beschließe ich, dass wir einen tollen Tag haben werden. Inklusive Halloween-Fotoshooting und
Krimitour durch den angrenzenden Wald: Wir gehen da hin und haben Spaß.
Die Frau, die meint, mir an der Meldestelle sagen zu müssen, dass sie fünf Mal die Beginner gelaufen ist, um dann den Hund mit Hilfe eines zweiten Trainers neu aufzubauen, die lasse ich stehen und gehe frühstücken. Der Richter gibt den Startern in Klasse 2 wohlwollende Manöverkritik. 25 Minuten vor unserem Start hole ich die Hoviline aus dem Auto und wir wärmen auf, beim Waldspaziergang bis zum Hundeplatz. Ein paar Leckerli gibt es für die Konzentration auf mich, zwei Fußpositionen und wir sind drin im Ring. Ich bin zu hibbelig um die Leine in der richtigen Hand zu halten und überspringe ein Sitz-Kommando, lobe hüpfend meinen Hund, bevor die Übung beendet ist. „Da hatte ich die 10 schon in der Hand!“, sagt der Richter anschließend. Erst als die Hoviline in der Ablage aufsteht, um sich wieder hinzulegen, und klar ist, dass dies eine NULL nach sich zieht, kann ich mich entspannen. Prima, jetzt ist der Druck für mich raus.
Klar, die Wackelübung ist die Box, das sitzt noch nicht und wird die zweite Null, und wenn ich das nächste Mal HÖRBAR um die Pylone ordere, dann braucht es auch kein zweites Kommando. Trotz alledem haben wir eine schöne Freifolge gezeigt, für die Position aus der Bewegung und den Apport sogar eine 10 bekommen, insgesamt 228,5 Punkte und ein Sehr gut. Und das, obwohl uns Leute gesehen haben: „Du solltest den Hund noch mal zeigen, wäre schade, wenn nicht.“ Jana macht Fotos von der Hoviline und mir - und der Schleife für den zweiten Platz!
Das Halloween-Fotoshooting haben wir noch mitgenommen, die Krimi-Tour hatte ich schon. Es war ein schöner Tag.
Der Abruf aus dem Quadrat