Der älter werdende Hund

 

Die beste Krankheit taugt nichts. Das gilt in jungen Jahren und noch mehr, wenn die Zipperlein sich häufen.
Die wichtigsten Altersmalaisen beschreibt ein Artikel der Zeitschrift geo (https://www.geo.de/natur/tierwelt/woran-alte-hunde-haeufig-erkranken-30747658.html)

 

Arthrose ist nichts anderes als Gelenkverschleiß, und kombiniert mit einer Gelenkentzündung heißt es dann "aktivierte Arthrose". Sie tritt häufig auf, einfach so und besonders gerne bei übermäßiger Belastung, nach Unfällen  und, ganz klar vermeidbar, bei Übergewicht. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der an Arthrose erkrankten Hunde. Der Gelenkknorpel wird schließlich auch nicht jünger. Erst läuft der Hund sich noch ein oder wird erst bei längerer Belastung lahm. Irgendwann lahmt er nur noch, läuft staksig, steif und kleinschrittig. In dieser Phase lohnt es nicht mehr, über etwaige Überlastung in der zurück liegenden Welpenzeit nachzudenken, allenfalls für einen nächsten Hund. Aber: Das Gewicht auf normal zu regulieren, das lohnt sich allemal, genauso wie Physiotherapie und Muskelaufbau. Jedes Gelenk ist so gut wie die umgebende Muskulatur. Und der Gelenkknorpel wird ernährt durch die Gelenkflüssigkeit, die bei Bewegung in den Knorpel einmassiert wird. Ruhiges Traben und Schwimmen sind besser als Hopsen oder das Rennen und Rempeln auf der Hundewiese. Irgendwann braucht es eine vernünftige Schmerzbehandlung. Ob man Gelenkknorpel gesünder füttern kann mittels Zusatzstoffen, das ist mir persönlich ein Rätsel. Beim Menschen werden reichlich verschiedenfarbige Gemüse mit Flavonoiden empfohlen, Omega 3-Fettsäuren, enthalten in fettem Fisch, und das Meiden von rotem Fleisch und Arachidonsäure, darin und in Sonnenblumen- und Distelöl enthalten.  Arachidonsäure gilt als entzündungsfördernd. Vielleicht bringt es ja was, den roten Fleischanteil im Futter entsprechend umzustellen auf Geflügel? Die Barferei könnte man jedenfalls noch mal überdenken. Angeblich ist der Verdauungstrakt des älteren Hundes für Gekochtes dankbar.
Und, wie ich in einem Physiotherapie-Seminar für Hundehalter erfahren durfte, tut morschen Knochen und verspannten Muskeln ein gelegentliches warmes Kirschkernsäckchen oder 20 min Durchwärmen im Hundemantel im Haus recht gut. Trockene Kälte scheint auch besser verträglich als nasse. Auch die Anschaffung eines Regenmantels für herbstliches Schietwetter ist zu überlegen. Klar hält mein Hovawart das aus. Und: Es muss eben nicht mehr alles sein, was geht.
Bei Arthroseschmerzen sollte man nicht mit einer medikamentösen Behandlung geizen. Das Behandlungsspektrum ist kürzlich um das Medikament Librela© erweitert worden, nach Einzelfallberichten mit gutem Erfolg. Studien dazu kenne ich persönlich nicht
Die allfällige Hinterhandschwäche der Senioren ist ein eigenes Thema, das in dem o.g. Titel völlig hinten runter fällt. Stabilisierung über Muskulatur ist klar, bei schleifenden Pfoten der Hinterhand helfen Hundeschuhe oder auch Kunstnägel (Jahaa!), indoor ABS-Söckchen aus der Kinderabteilung und rutschfeste Unterlagen, die das Aufstehen erleichtern.

 

Die Besitzer von älteren Rüden und kastrierten Hündinnen sind häufig mit dem Harnträufeln vertraut, beinahe ein Drittel kennt dieses Problem. Glücklicherweise lässt sich die Urininkontinenz bei Hunden meist gut mit Medikamenten behandeln. Spätestens dann, wenn aus dem Träufeln ein stetes Tropfen wird, sollte man beim Tierarzt vorbei schauen. Leicht zu reinigende Fußbodenbeläge hat der gute Hundehalter schon jahrelang. Neben häufigen Lösegängen helfen für die Nacht Windeln oder eine wasserdichte Unterlage. Trinkwasser muss dennoch immer zur Verfügung stehen. Durst hilft Hund und Herrchen nicht weiter.

 

Als gute Adresse für Hilfsmittel aller Art, sei es nun Gelenkproblem oder Inkontinenz wurde mir das Sanitätshaus für Tiere empfohlen. Dort sei man gut beraten. https://sanitaetshaus-fuer-tiere.de/, kostenlos und telefonisch.

 

Große Hunde altern schneller als kleine. Das betrifft auch das Gehirn. Die Demenz ist nicht selten, leider. Auch hier ist es mit der Stubenreinheit vielleicht nicht mehr gut bestellt, der Hund ist reizbarer oder ängstlicher als früher, geht auf dem Spaziergang verloren und trappst des Nachts durch das Haus. Besser wird es nicht, im Gegenteil. Auch hier gilt, dass die Symptome mit Medikamenten zu lindern und aufzuhalten sind. Denkspiele schaden nicht: Wer klug ist, der hat mehr Reserven beim Vergessen. Und spezielles Hundefutter schadet wohl auch nicht.

 

Augen und Ohren können ebenfalls nachlassen. Die Nase funktioniert allerdings immer. So witzelte eine Hundehalterin, ihr alter Rüde, blind und taub, spüre am entstehenden Unterdruck auch im Wohnzimmer, dass die Kühlschranktür eben geöffnet würde. Zumindest stellte er sich sofort in der Küche ein.

 

Außerhalb des Hauses sollte der schwerhörige Hund mit eingeschränktem Sehvermögen gerne über die Leine gesichert werden, Schrecksituationen (wie auch plötzliches Anfassen ohne Vorwarnung) sollte man unterlassen. Eine ruhige Rückzugsmöglichkeit ist jetzt mindestens so wichtig wie in jungen Jahren.

 

Fazit: Alt werden ist nichts für Feiglinge. Schmerzen muss ein Hund nicht leiden, nur weil er alt ist. Ein gutes Management und entsprechende Medikation machten vieles leichter. Für uns und unseren jahrelangen Begleiter in allen Lebenslagen.